Als ich 16/17/18/19 war und meinen ersten festen Freund hatte (Mitglied der "Assi-Familie"), wurde ich mit anderen Sitten konfrontiert.

Die Lohnunternehmer/Gastwirtfamilie hatte sieben Kinder (davon 4 im Haushalt) und diverse Gehilfen. Beim Mittagessen ging es so zu: die Kerle stürmten die Küche und prügelten sich verbal und mit Ellenbogen und Gabelpiesken um die Bratenstücke (beispielhaftes Gericht), die auf einem großen Teller in der Mitte des Tisches lagen. Wer nicht barbarisch genug war oder gar zu spät kam, durfte sich mit Kartoffeln und Sauce begnügen. Niemand hat diesen damals schon erwachsenen Kindern Manieren beigebracht (ok - "Manieren" lässt sich sicher je nach Schicht anders definieren...)

Da kam ich mit 18 für ein paar Monate in den Haushalt und übernahm das Kochen (die Mutter war gestorben). Abgehärtet, wie ich durch diese Familie inzwischen war, änderte ich den Barbaren-Status auf FrauRabe-Status: da ICH das Essen kochte, bestimmte ICH die Tischmanieren und teilte jedem eine gleiche Portion zu. Sie kamen also in die Küche gestürmt, und jeder hatte auf seinem vorgewärmten Teller seine Portion Fleisch. Kartoffeln. Sauce. Wer sich nicht benahm, sah sein Fleischstück an meiner blitzschnellen Gabel davonschweben. Nach ein paar Eingewöhnungswochen lief alles ziemlich friedlich.


Jawohl.